Logbuch Tasmanien 2011 / 2012

3. Expeditionsbericht vom 15.01.2012

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Vor uns liegen nun 1.500 Kilometer Wasser und vielleicht das Abenteuer unseres Lebens.

Nach ca. 40 Kilometern auf dem Meer, über die Storm Bay, vorbei am Betsey Island und 8 Stunden paddeln, erreichen wir bei mäßig hohen Wellen den White Beach am Tasman Peninnsula. Die Besitzer des Campingplatzes lassen uns kostenlos unser Zelt aufstellen. Wahrscheinlich aus Mitleid, da sie sich vorstellen können, was uns noch erwarten wird. Weil wir die Wettervorhersage für den nächsten Tag schon kennen bleiben wir an Land, da starker Wind ein Vorankommen erschweren würde. Am 29.12.2011 wollen wir jedoch unbedingt am Wedge Island vorbei und in die offene See hinaus. In der geschützten Bucht spüren wir noch nichts von der Gewalt des Wassers, die uns wenig später entgegen schlägt. Kaum umfahren wir ein kleines Kap, befinden wir uns plötzlich in 4 - 6 m hohen Wellen, die uns wie einen Spielball von einer Woge zur nächsten schießen. Der starke Gegenwind peitscht uns das Salzwasser ins Gesicht, während die Spitzen unserer Boote durch das Wasser pflügen. Für eine Stunde hartes Paddeln werden wir lediglich mit 3 Kilometern belohnt und es steht fest, bei diesen Konditionen wäre es lebensgefährlich, weiter in Richtung der großen Steilklippen zu fahren. Die Entscheidung fällt uns schwer, aber wir kehren um und haben nun die riesigen Wellenberge im Rücken, was ebenfalls kein Spaß ist, wenn man aus etwa 5 Metern hinunter surft. Wir sind heilfroh, nach sinnlosen 18 Kilometern die geschützte Wedge Bay zu erreichen. An diesem Punkt fragen wir uns: "Wollen wir wirklich um Tasmanien herum paddeln und ist dies überhaupt möglich?"

Da kommt plötzlich ein Kajak um die Ecke gefahren und bei näherem Betrachten erkennen wir einen ca. 50 Jahre alten Mann, der sich uns als Marc vorstellt. Er lädt uns zu sich in sein nahe gelegenes Haus ein, um dort auf besseres Wetter zu warten. Nicht nur das Marc uns bekocht und viele gute Tipps für die geplante Umrundung gibt - nein - er schenkt uns vor allem Hoffnung darauf, dass man nach jedem Rückschlag wieder aufstehen und weiter für sein Ziel kämpfen muss. Denn nur so kann man sich vielleicht irgendwann in die Reihen derer eingliedern, die diese wilde Insel bereits zähmten.

Heute ist der 15.01.2012, wir sind in Bridport und hinter uns liegen schon 540 km Tasmanische See. Die letzten Wochen waren vielleicht die ereignisreichsten unseres ganzen Lebens. Wir umrundeten die wilde Tasman Peninsula mit seinen riesigen Steilklippen und Wetterumstürmten Kaps, dabei passierten wir den für Felskletterer berüchtigten Totem Pole. Wir paddelten mit Delfinen und Robben und kreuzten bis zu 15 Kilometer entfernt von der Küste, die Wege des riesigen Albatrosses, der lautlos über die Meere segelt. Auch erreichten wir einsamste Traumstrände und erlebten Sonnenauf- und Untergänge die ihres gleichen suchen.

Mit unserem Weltempfänger überprüfen wir jeden Tag das Wetter und je nachdem wie gut oder schlecht es ist, planen wir unseren Tagesablauf. Unsere längste Etappe war 60 Kilometer, was beachtlich ist bedenkt man, dass wir sie mit unseren Armen zurücklegten. Das Nord Ost Kap mit seinen starken Strömungen liegt nun hinter uns und wir paddeln entlang der bevölkerungsreichen Nordküste. Wir haben schon viel gesehen, sind aber auch sehr gespannt, welche Aufgaben noch vor uns liegen. Über eines sind wir uns aber sicher, dass wir kein zu großes Risiko eingehen werden, um unser Ziel zu erreichen. Kajaken ist eben nicht wie Wandern oder Radfahren, denn hier können wir nicht einfach aussteigen und aufhören. Wenn der Wind mit 30 - 35 Knoten bläst musst du manchmal um dein Leben paddeln, sonst wirst du im wahrsten Sinne des Wortes untergehen. Die Gewalten des Meeres sind unberechenbar und wir ziehen den Hut vor all denen, die Tasmanien vor uns umrundeten.

Die Heimat fehlt uns sehr und besonders zu Sylvester, wo wir abgeschieden an einem einsamen Strand in das neue Jahr hinein schliefen, dachten wir an unsere Familien und Freunde.

GIL & PEER
Tasmanien, am 15.01.2012

 

Impressionen

 

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