Mahut 2007 - „Eine Reise zur Quelle des Ganges“

Expeditionsbericht 3

Die Pilgerreise beginnt.

Heute ist der 29. April 2007, morgens um 7.00 Uhr. Wir warten vor dem großen Haupteingang des Zoo von Patna auf unseren Elefanten. Die Spannung bringt uns fast um. Am Ende der Straße schält sich auf einmal eine graue Silhouette aus dem Dunst von Autoabgasen und Staub, inmitten des chaotischen, indischen Verkehrs. Unsere Vision wird nun Wirklichkeit. Wir entdecken sogar noch einen zweiten Begleiter. Ein indisches Kamel ist auch noch dabei, was uns der Besitzer als Lastentier gleich mit dazu gibt. Der Elefant ist eigentlich eine drei Meter hohe und dreieinhalbtausend Kilogramm schwere, entzückende Dame, mit einem wirklich gigantischen Po. Sie trägt den Namen einer indischen Blume „Campa“. Nur das Kamel, auch eine Dame, hat noch keinen Namen, so taufen wir es von nun an auf „Bärbel“.

Vor dem Zoo versammeln sich jetzt viele Leute, darunter auch die indischen Medien, wie CNN und CNI. Bevor es nun mit „Campa und Bärbel“ auf Reisen geht, wird noch eine bunte Opferzeremonie stattfinden, eine so genannte Puja, um unseren langen Weg zu segnen. Der hinduistische Priester, ein Brahmane, bringt Opfergaben dar, entzündet Sandelholz und behängt „Campa“ sowie uns mit schönen Blumenkränzen. Bereits eine Stunde später setzt
sich unsere Karawane langsam in Bewegung, auf dem Landweg durch Südbihar. Der Mahut Kiamu und sein Helfer Jomo sowie „Campa“ und „Bärbel“ und auch wir Beide zusammen mit unserem indischen Freund und Dolmetscher Singh verlassen Patna. Viele Gruselgeschichten hörten wir über Bihar, von Räubern, Mördern und Vagabunden, doch wir haben gelernt, uns eine eigene Meinung zu bilden.

Wegen der extremen Sommerhitze, bei Tagestemperaturen um 50 Grad Celsius, laufen wir von früh 4.00 Uhr bis 9.00 Uhr und nachmittags von 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Zu unserem Erstaunen legen wir schon in den ersten Tagen zwischen 15 km bis 20 km pro Tag zurück. Wir sind nun im wahren Indien unterwegs, draußen auf dem Lande wo Traditionen noch lebendig sind. Fast jede Nacht bleiben wir an heiligen Stätten und übernachten in Hindutempeln. Singh berichtet uns viel über die verzweigte hinduistische Götterwelt. In Indien sind Elefanten heilige Tiere, sie symbolisieren Ganesha, den Gott der Weisheit. Er schafft die Probleme aus dem Weg und macht den Weg frei, ein Ziel zu erreichen. Viele Leute verneigen sich oder geben kleine Geld- und Futterspenden, wenn wir mit „Campa“ durch die Dörfer laufen. Sogar vorbeifahrende Trucks werden durch „Campa“ gesegnet. Manchmal versammeln sich hunderte Menschen um uns, Kinder schreien in ihrer Begeisterung wild durcheinander und laufen bis zum Dorfende mit uns. In Dumraon werden wir sogar von einem Rajputischen Maharadscha zu einer Audienz eingeladen, wo wir auch nächtigen.

Unglaubliche Mengen an Futter vertilgt nicht nur „Campa“, sondern auch „Bärbel“. Die Beiden fressen uns fast die Haare vom Kopf. Zum Glück gibt es im schönen Bihar genügend große Bäume, von denen wir jeden Tag einen Teil des Futters herholen. „Campa“ ist eine ganz liebe Dame, fast zum Verlieben, ohne zu murren läuft sie und wird niemals ärgerlich.

Nach 130 Kilometern erreicht unsere kleine Karawane schließlich die Provinzgrenze von Bihar nach Uttar Pradesh. Wir sind sicher in Buxar, am heiligen Gangesfluss angekommen und keiner hat uns hier Schaden zugefügt. Die Trennung von „Campa“ fällt uns wirklich sehr schwer. Ein letztes Mal gedrückt und ein feuchter Abschiedskuss, dann schauen wir nur noch nach vorn.

Wir folgen der heiligen Lebensader von Indien flussaufwärts. Unser nächstes großes Ziel ist die wohl heiligste Stadt in Indien, Benares. Schon seit 5.000 Jahren sollen hier Menschen siedeln. Somit gehört dieser Ort zu den ältesten, ständig bewohnten Städten der Welt. Von Benares folgt unser nächster Bericht in Kürze.

Gil & Peer

Impressionen

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