Neuguinea 2002 "Puncak Jaya"

Eine Expedition in die Vergangenheit

Prolog

Diese fantastische Idee wurde schon während der letzten Radexpedition geboren, nur war sie damals einfach unmöglich durchführbar. Riesige unberührte Regenwaldgebiete, gletscherbedeckte Berge knapp 5.000 m hoch, eine atemberaubende Tier- und Pflanzenwelt sowie noch existierende Steinzeitvölker lockten uns auf die wildeste und zweitgrößte Insel der Erde, nach Neuguinea.

team Das Team der Hochlandexpedition

Die Carsztensz Pyramide - das Ziel der Expedition

Ein großes Ziel unserer Expedition war die Besteigung der 4.884 m hohen Carsztensz Pyramide, auch Puncak Jaya genannt. Dieser vergletscherte Berg gehört zu den welthöchsten Bergen der Kontinente, den "Sieben Summits". Wir wollen jedoch auch vordergründig darauf aufmerksam machen, dass durch die globale Klimaerwärmung in spätestens 20 Jahren diese letzten Gletscher in Ozeanien völlig verschwunden sein werden. Ohne diese Wasserressourcen wird das tiefer liegende Ökosystem des Waldes gravierenden Veränderungen ausgesetzt sein.

pic3 Aufstieg zum Puncak Trikora

Von der Eisregion planten wir unsere Expedition über alle möglichen Vegetationszonen hinunter ins größte Schwemmland der Erde, dem Asmat. über 500 km weit, zu Fuß und per Einbaum, sollte uns unsere Expedition bis nach Agats am Arafura Meer, zwischen Australien und Papua, führen. Ein ganzes Jahr nahm die Vorbereitung dieser außergewöhnlichen Expedition in Anspruch. Die gesamte Organisation gestaltete sich schwierig, denn es gab kaum verlässliche Informationen. Die zuständigen diplomatischen Vertretungen wollten uns auch keine Genehmigungen erteilen, denn die gesamte Indonesische Provinz Irian Jaya ist ein autonomes Gebiet und das Hochland von West Papua ist seit längerem für Ausländer gesperrt. Wie sollten wir nur diese Hürden überwinden, wenn es nicht einmal Genehmigungen für das Hochland gibt?

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Somit wurde der Expeditionsplan ständig nach den neuesten Informationen umgekrempelt. Kurz vor Beginn gab es für unsere Sächsische Neuguinea Expedition noch immer keine Permits. Wieder einmal mussten wir das Unmögliche möglich machen und starteten, ohne Erlaubnis für das Jayawijaya Hochgebirge, nach Neuguinea. Angekommen in der kleinen Hauptstadt von West Papua - Jayapura konnten wir endlich die wichtigen Informationen einholen, die wir noch benötigten. Jedoch stellten sich auch hier die Indonesischen Behörden quer. Somit war uns klar, dass die Carsztensz Pyramide zu einem der schwierigsten Berge der Welt gehört, nicht technisch jedoch politisch. Alle Flüge in die weitläufige Umgebung wurden bis auf weiteres eingestellt. Drehscheibe für uns war das malerische Baliemtal, 1.600 m hoch gelegen, mitten im gewaltigen Jayawijaya Gebirge. Hier lernten wir die Kultur der Dani und Lani kennen, welche für ihre ausgefallene Herrenkonfektion bekannt sind. Die Männer tragen nichts am Leibe außer einer Penishülle, die auch Koteka genannt wird. In einigen Dorfweilern gibt es sogar mumifizierte Menschen welche damals bedeutende Krieger waren.

Versteckt im Regenwald, auf über 2.000 m Höhe, zeigen uns Danifrauen die Salzgewinnung aus einer Quelle nur mit Pflanzenfasern - wirklich verblüffend! Von Wamena aus starteten wir mit 2 Trägern und unserem Führer Jonas hinauf in das gewaltige Jayawijayagebirge. Wir mussten nochmals umplanen, denn die Carsztensz Pyramide ist für uns in unerreichbare Ferne gerückt. Jedoch gibt es noch einen spektakulären Bergriesen, welcher nun für uns zum Ziel werden soll. Auch die legendäre Trikora Spitze liegt mitten im verbotenen Land. Dieser magische Berg ist nur 140 m niedriger und auch auf ihm soll sich noch Eis befinden. Tagelang kämpfen wir uns durch die endlosen Hochlandregenwälder und durch traumhafte Landschaften bis ins Basislager des verbotenen Berges. Auf dem Weg dahin gibt es immer wieder böse überraschungen, welche uns zur Vorsicht mahnen. Nach 10 Stunden Kampf über messerscharfes Kalkgestein erreichen wir den Gipfel der 4.743 m hohen Trikora Spitze, dem zweithöchsten Berg zwischen den Anden und dem Himalaya.

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Gipfel des Puncak Trikora 4774 m

Doch dann, auf dem Rückweg passiert das Unfassbare!

Unsere gesamte Expedition, mit allen 5 Mitgliedern wird von den Freiheitskämpfern der OPM mitten im Nirgendwo gekidnappt. Diese Leute kämpfen seit 35 Jahren für die Unabhängigkeit von West Papua, was von Indonesien in den 60er Jahren besetzt wurde. Mehrmals schon verschwanden Internationale Expeditionen bis zu 9 Monate, unauffindbar in der Wildnis. Das gleiche sollte nun auch uns blühen! Werden wir es schaffen unsere Freiheit wiederzuerlangen? Wegen der Politischen Situation verlassen wir das Baliem Tal mit ca. 200 kg Expeditionsgepäck und Jonas sowie weiteren 6 Träger in Richtung Süden. Das Arafura Meer liegt über 500 km weit entfernt. Zwischen uns und Agats liegen endlose bis zu 3.000 m hohe Pässe, undurchdringlicher Berg- und Tieflandregenwald sowie das größte Sumpf- und Schwemmland der Erde, der Asmat.

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Von Freiheitskämpfern der OPM gekidnappt

Ganze Drei Wochen schwitzen wir niemals endend wollende Bergpässe hinauf und erleben unglaubliche Steinzeitkulturen, wie den Stamm der Yali. Diese Bergbewohner kennen kein Feuerzeug oder Streichhölzer, sie benutzen noch die altbewährte Feuersäge. Nach 250 km zu Fuß erreichen wir Sumo, von wo aus wir mit riesigen Einbäumen dem Arafura Meer entgegenpaddeln.

Weiter Flussabwärts werden wir Kurzerhand auf einer einsamen Sandbank von den Tieflandpapuas zurückgelassen, da sie in Ihre Dörfer zurückkehren müssen. Ohne etwas Glück wären wir wohl aufgeschmissen gewesen. Auch die Durchquerung des gefürchteten Asmat, welcher bis vor wenigen Jahrzehnten noch Kopfjäger beheimatete, gestaltete sich nicht einfach. Nach zweieinhalb Monaten erreichen wir wieder die Hauptstadt Jayapura und unsere unglaubliche Expedition zurück in die Vergangenheit wird für immer ein unvergessliches Abenteuer bleiben. Doch nicht das letzte Mal wird uns die wildeste Insel der Welt, Neuguinea, in ihren Bann ziehen.

Plakat zur Expedition

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