Logbuch Tasmanien 2011 / 2012

1. Expeditionsbericht vom 04.12.2011

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Nach 18 Stunden Flugzeit landet die Maschine im Regen auf dem Melbourne Airport. Nachdem die Schnüffelhunde unser Gepäck freigegeben haben, suchen wir uns eine Unterkunft im Stadtteil St. Kilda in der Nähe vom Strand. Von dort haben wir auch einen Ausblick auf die moderne Skyline von Melbourne.

In Rekordzeit finden wir einen Seekajakladen außerhalb der Stadt. Vorerst müssen wir die städtischen Verkehrsmittel in Kauf nehmen, bevor unsere Fahrräder per Luftfracht ankommen. Montagmorgen, sofort als das Geschäft öffnet stürmen wir hinein, um zu schauen, welche Kajaks nun für uns passend sind. Doch die Entscheidung fällt nicht leicht, für die schwierigen Konditionen in Tasmanien. Schließlich wählen wir das "Tasman-Express" von der Neuseeländischen Firma "Q-Kayak" für uns aus. Diese Boote sind auch für schweren Seegang geeignet und sind sehr stabil, also genau was wir gesucht haben. Daniel von "Capacity Sports" erklärt sich sogar bereit uns zu unterstützen und will die beiden über 5 m langen Kajaks von Melbourne nach Hobart (Tasmanien) schicken, das kann dauern.

In der Zwischenzeit atmen wir auf, als die australischen Behörden unsere Fracht inklusive Fahrräder frei geben und ein Transporter vor unserer Unterkunft mit unserem Cargo anhält. Ab sofort rollen unsere zwei Surly Trucker Räder durch Melbourne. Wir besuchen den bekannten Queen Victoria Market, versteckt zwischen den Wolkenkratzern der Stadt, mit unzähligen frischen Produkten aus ganz Australien. Daneben kommt Weihnachtsstimmung auf, als sich unzählige Kinder an großen Fensterscheiben die Nasen platt drücken, um die Weihnachtgeschichte zu erhaschen. Wir finden uns am Fährhafen wieder, um das Ticket für die Überfahrt mit der "Spirit of Tasmania" nach Tasmanien zu buchen.

Es regnet und stürmt als wir an Bord gehen und die riesige Fähre schaukelt sich hinaus auf die Bass Strait. Am nächsten Morgen quälen sich einige Sonnenstrahlen durch die dichte Wolkendecke und geben die Sicht auf Devonport und die regenwaldbedeckten Berge der Great Western Tier frei. Das ist Tasmanien, die Luft ist kristallklar und das Abenteuer wartet auf uns. Wir radeln schon schwer bepackt (50 Kg pro Person) den ersten Hügeln entgegen, als Peer feststellt, dass er das wichtigste auf der Fähre vergessen hat, unser Maskottchen, die Pinguindame "Gletscher Inge". Prompt geht es zurück und eine freundliche Beamtin kann sie gerade noch vom Schiff retten. Somit geht es fortan, zum Glück vollzählig, die ersten Berge hinauf. Wir übernachten mitten im Wald und als wir uns am nächsten Morgen im Fluss frisch machen, kommt uns einfach ein Platypus (eierlegendes Säugetier / Beuteltier - sieht aus wie ein Biber mit Entenschnabel) entgegen geschwommen. Der Witz dabei ist, es präsentiert sich froh freudig auf dem Film unserer Kamera, nichts ahnend versteht sich.

An der Basis vom Quamby Bluff (1.230 m hoch) halten wir an und entschließen uns kurzerhand dem Gipfel einen Besuch abzustatten. Es geht durch einen dunklen, mit Moosen verhangenen und von Baumfarnen gespickten Hexenwald steil bergauf. Der Wind fegt über das buschbewachsene Gipfelplateau und ein Blick in die Ferne eröffnet die ganze unberührte Natur Tasmaniens. Steile Tafelberge ragen aus der Landschaft, bewachsen mit uralten Eukalyptusriesen. Dazwischen tiefe Täler mit tosenden Wasserfällen wie den Liffey Falls, eingebettet im temperierten Regenwald. Wir schwitzen und frieren uns von einem besonderen Platz zum nächsten. Vollkommen überrascht sind wir allerdings, als auf dem Zentralen Hochlandplateau am Great Lake ein Schneesturm den anderen jagt und wir mittendrin stecken. Die Quecksilbersäule sinkt auf minus 1 Grad Celsius in der Nacht. Die Frage ist, sind wir im Sommer oder im Winter auf Tasmanien angekommen?

Wir stehen die ganze Zeit über im Kontakt mit Greg Simson, dem Präsidenten des Tasmanischen Seekajak Clubs und können es kaum erwarten ihn persönlich kennen zu lernen. Wir fahren in Hobart, der Hauptstadt von Tasmanien mit ca. 200.000 Einwohnern, ein. Auf dem Campervanplatz, neben alt eingesessenen Tasmaniern, manche wohnen schon seit 60 Jahren hier, schlagen wir im Regenwetter unsere Zelte auf.

Am nächsten Tag sind wir schon mit Greg unterwegs und feiern in kleiner Runde den Geburtstag von Peer, während uns Greg ausführlich über die Gewässer der "Roaring Forties" aufklärt. Er selbst hat schon den Mt. Everest der Seekajaker bewältigt, die Überquerung der gefürchteten "Bass Strait" im Seekajak. Morgen werden wir erfahren wann nun endlich unsere neuen Kajaks in Hobart eintreffen. In der Zwischenzeit planen wir unzählige wichtige Dinge, um bestmöglich vorbereitet, auf die Umrundung von Tasmanien zu starten. Wetter bedingt wird sich jedoch der Start voraussichtlich weiter verzögern, auch weil wir einige Küstenabschnitte vorher erkunden wollen.

Gil & Peer
Tasmanien, 04.12.2011

Impressionen

 

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